Geschichte und Symbole

Der Name Vracov hat seinen Ursprung in Großmähren oder nach früher, abgeleitet vom Namen Vrac, einer Verkleinerungsform des Namens Vratislav. Vracov war also ursprünglich wohl eine Siedlung, die einem Vrac angehörte. Den Erbauer der spätgotischen Stadt Vracov sollte man unter den Přemysliden suchen. Es zeugt davon die Tatsache, dass im Jahre 1231 Hodonín und Bzenec (Bisenz) als Stützpunkte der Burgen der Königin Konstanze genannt werden, die sie als ihre Mitgift beibehielt. Die neue Regelung von Vracov verdankt man gerade dieser ursprünglich ungarischen Königin, sie war auch Stifterin der Stadtkirche des St. Laurentius und neuen Anpassung des Stadtplatzes.

 

Region Vracov

Die wirtschaftliche Bedeutung der Gemeinde Vracov war in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts so ausgerichtet, dass Přemysl Otakar II. Vracov in eine neue Verwaltungsorganisation der Region Břeclav einbezog. Im Zusammenhang mit dem Abgang der Stadt und Burg an Břeclav in den Pfandbesitz von Wilhelm von Hustopeče wurde Vracov als Schwerpunkt des Verwaltungskreises des südöstlichen Mährens ausgesucht. Die Ankunft der Kreisbeamten datiert sich nach dem Jahre 1264. Nach dem neuen Zentrum wurde die damalige Region von Břeclav auch Region von Vracov genannt.

Vracov wurde auf eine Dauer von mehreren Jahrzenten zum Sitz des Kreisgerichtes (Amt des Richters). Im Jahre 1268 befand sich auf der örtlichen Festung auch der eiserne und goldene König - Přemysl Otakar II. Die Gemeinde gehörte auch mit der Festung dem königlichen Besitz an. Später siedelte in Vracov auch der Verwalter der Mährischen Kammer. Der erste mährische Kammerdiener in Vracov war Bohuslav von Pernštejn, letzte dann Soběrej von Hvězdice. Die vielversprechende Entwicklung der Gemeinde Vracov beeinflusst durch die Anwesenheit des Kreisverwaltungszentrums war jedoch nicht von langer Dauer und wurde von der Gründung der neuen Stadt im benachbarten Bzenec beeinträchtigt, als zu Zeiten des Königs Wenzel  II. unter der Kirche ein ausgedehnter Stadtplatz errichtet wurde. Bzenec wurde unter dem Schutz der neu errichteten gotischen Burg auf dem steilen Hang unter dem Stadtplatz und Kirche erbaut. Zur Übertragung der Kreisämter aus Vracov nach Bzenec kam es wahrscheinlich in den bewegten Zeiten nach dem Absterben des Adelsgeschlechtes der Přemysliden, als die wesentlichen Vorteile zum Vorschein kamen, welche der Beamtenschaft die neu errichtete Burg gewährte. Vorteile der Burg von Bzenec wusste vor allem der König Jan von Luxemburg zu schätzen.  

Deshalb können wir die Zeit um das Jahr 1310 als Zeitabschnitt betrachten, zu der Bzenec dank seiner Burg in den Vordergrund gelangte. Dadurch wurde Vracov ein Teil der Herrschaft von Bzenec. Nach dem Abgang der Kreisbeamten nach Bzenec kam Vracov um alle seine dadurch gewonnen Vorteile. Es blieb ein Städtchen wie es bereits war und seine Bewohner nannten sich Bürger. Die Gemeinde hatte ihr eigenes Siegel »Drei Türme auf der Mauerzacke«. Zu Ende des 13. Jahrhunderts wird der Beginn des Weinbaus in Vracov datiert. Im 14. Jahrhundert verbreiteten sich die Weinberge beträchtlich. Die stürmischen Vorkommnisse des fünfzehnten Jahrhunderts beeinträchtigten wesentlich das Leben in Vracov, als auch das der Herrschaft von Bzenec.   

 

Marktflecken Vracov

Die Burg von Bzenec wurde beim Zug von Prokop Holý auf Mähren in den  Jahren 1427-1428 zum Ziel der Angriffe von hussitischen Heeren, die sie eroberten und vollkommen zerstörten. Das größte Unheil in Bzenec verursachten jedoch erst die böhmisch-ungarischen Kriege. Zum Marktflecken wurde Vracov im Jahre 1517 ernannt, zugleich erhielt es das Braurecht. Die Herrschaft von Bzenec wechselte viele Eigentümer bis es im Jahre 1587 der oberschlesische Adelige Kašpar Pruskovský von Pruskov zu Hradec und Semnice vererbte. Die Herrschaft von Bzenec wurde somit eine Zeit lang von zwei Jahrhunderten zum Eigentum dieser Familie, welche die Geschichte der Herrschaft von Bzenec und somit auch eigenen Vracov beeinflusste. Kašpar Pruskovský war ein sehr unternehmungslustiger Adeliger. Er erweiterte seine Wirtschaft und brauchte neue Arbeitskräfte und entschied deshalb über eine Anhäufung der Arbeitskräfte durch die Einberufung von deutschen und anderer Ansiedlern aus den verdeutschten Regionen in Oberschlesien, wo er die Herrschaft Pruskov und Semnice hatte.

 

Kolonisierung von Vracov

An der Kolonisierung von Vracov beteiligten sich auch viele aus Reihen der deutschen Emigration, die sich seit der Hälfte des 16. Jahrhunderts in Mähren niederließen. Der Bedarf, bei der Kirche eine größere Sakristei zu errichten, genauso wie einen steinerner Turm, welche außer seiner Berufung auch eine Schutzfunktion hatte, veranlasste die Bürger von Vracov um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts dazu einen Renaissance-Turm zu erbauen. Am Anfang des 17. Jahrhunderts, nach Erwähnungen aus dem Jahre 1604,  verheerten die ganze Region Truppen des Fürsten Stephan Bocskai von Siebenbürgen, wobei Bzenec und auch die umliegenden Siedlungen niedergebrannt wurden und die Bewohner teils getötet und in die Knechtschaft verschleppt wurden. Das größte Unheil verursachten in Vracov jedoch die ersten Jahre des dreißigjährigen Krieges durch den Einfall von Gabriel Bethlen nach Südmähren im Oktober 1623. Infolge dieses Einfalles kam es zu einer deutlichen Senkung der Einwohner und dadurch war es notwendig erneut fremde Ansiedler heranzuziehen. Neue Ansiedler waren zur Hälfte tschechischer und zur Hälfte deutscher Herkunft. Für folgende Generationen der Bewohner von Vracov war es von großer Bedeutung, dass es der tschechischen Mehrheit gelang alle deutschen Ankömmlinge so zu gewinnen, dass diese letztendlich das tschechische Volkstum annahmen.

 

Tracht von Vracov

Ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte des Volkes von Vracov, war keineswegs das von Maria Theresia erlassene Patent über die Fronarbeit, wodurch die Fronarbeit auf die Hälfte gesenkt wurde, sondern ein anderes Patent aus dem Jahre 1770 über dem gezwungenen Kauf von Grundbesitzen in den Erbbesitz. Der Abkauf stellte ein Losreißen der Menschen von Vracov von der Obrigkeit von Bzenec dar, an der sie bis zu diesem Zeitpunkt abhängig waren durch ihren Anspruch auf Hilfe zu Zeiten der Not,  und für die sie ihr ganzes Leben lang schufteten. Nach dem Abkauf wurden aus den Bürgern von Vracov Besitzer von Grundbesitzen. Erst nun durften sie erneut etwas vermachen und verkaufen. Zu Ende des 17. Jahrhunderts kam es zur Entstehung der Tracht von Vracov. Eine ähnliche Tracht wie in Vracov trug man teilweise auch in Bzenec. Vracov wuchs stets und im Jahre 1873 hatte es 404 Häuser, 2014 Bewohner, 230 Pferde, 220 Ochsen, 362 Kühe und 1280 Schafe.

 

Befreiung vom Feudalismus

Das Jahr 1848 brachte auch nach Vracov die Befreiung vom Feudalismus. Die Bewohner von Vracov wurden zu gleichberechtigten Bürgern des Staates. Von diesem Augenblick an waren sie gleichgestellt mit ihrer Obrigkeit von Bzenec. Es endete die Fronarbeit. Das feudale Regime endete jedoch rechtskräftig erst am 7. September 1848, als das Wiener Parlament die Abschaffung der Untertaneschaft abstimmte und aller damit zusammenhängenden Pflichten. Diese umfangreiche Änderung wurde in Vracov in absoluter Ruhe durchgeführt. Großen Kummer brachte nach Vracov die Cholera Epidemie, die hier im Jahre 1849 ausbrach. Die Epidemie erlangte im Herbst 1851 ihren Höhepunkt, zu dieser Zeit starben im Dorf täglich 5-6 Menschen. Die Cholera kostete 143 Personen ihr Leben. Ein bedeutender Zeitraum in Vracov stellte auch der Bau der Eisenbahnstrecke dar - Privatbahn von Ferdinand. Dank dem Bau der Eisenbahnstrecke fanden in den siebziger bis achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts viele Bürger von Vracov Arbeit.  

 

Erster und zweiter Weltkrieg

Der erste Weltkrieg in den Jahren 1914-1918 beeinträchtigte wesentlich die bislang ruhige Lebensweise in Vracov. Durch den Weltkrieg kamen 92 Einwohner von Vracov ums Leben. Zur Feier der Entstehung des Selbständigen Tschechoslowakischen Staates fand ein Umzug vom Rathaus bis zur Schule statt. Die Feier wurde durch den Gesang der Nationalhymne beendet. Die erste große Aufgabe für die Gemeindeverwaltung von Vracov im neuen Staat bestand in der Elektrifizierung. Die Zeit nach dem Jahre 1920 war eine Zeit der großen Bautätigkeit in Vracov.

Der zweite Weltkrieg traf Vracov in Sachen Widerstand mehr oder weniger unvorbereitet. Die Einstellung der Einwohner von Vracov war bis auf unmerkbare Ausnahme in nationaler Sicht tadellos. Die Bürger von Vracov gaben nicht nach und verletzten ihre Volksehre nicht. Sie bildeten als Einheit ein einzigartiges Meinungseinvernehmen. Sie hielten fest beieinander und niemand beging einen Verrat. Der Rückzug der Deutschen aus dem Gebiet von Vracov verlief in den Tagen des 16.-17. Aprils 1945. Am 18. April wurde Vracov befreit.

 

Vracov als Stadt

In den Jahren 1948-1949 wurde der Bau des repräsentativen Rathauses nach Entwürfen des Architekten Jiří Jeřábek durchgeführt.

Wirtschaftliche, soziale, kulturelle und bauliche Änderungen veränderten die Gestalt von Vracov in so einem Maße, dass am 1. Januar 1967 Vracov nach mehr als 700 Jahren von einem Städtchen auf eine Stadt erhoben wurde.  

Die Entscheidung Nr. 30 des Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses der Tschechischen Republik vom 5. März 2015 erteilte der Stadt Vracov eine eigene Flagge.  

Auf dieser Seite sind Angaben aus dem Buch „Geschichte der Stadt Vracov“ von Rudolf Hurt angeführt.